немецкие диалекты

 

 Тексты взяты с Deutsche Welle

BERLINERISCH fьr Anfдnger
So quatscht Berlin: Schrippe, Stulle und Molle
Der Berliner verwechselt mir und mich, er sagt "ick, dit und wat" statt "ich, das, was". Wenn es schnell geht - und dem Berliner muss es immer schnell gehen - bleibt manches auf der Strecke.

Der Genitiv fehlt praktisch ganz: "Die Mutter von dis Mдdchen ist dit ejal." Und: "Rieke ihre Schwester stellt dit klar." Anstelle des im Hochdeutschen ьblichen au setzt der Berliner ein langes o: lofen – laufen, rochen – rauchen. Und statt des hochdeutschen ei spricht der Berliner ein langes e: keener – keiner, Beene - Beine. Und dann ist da noch die Sache mit dem g - das et nдmlich ja nich jibbt! Deshalb werden viele Bejriffe vorne mit Jott jesprochen.

Et jibt keen richtjet und keen falschet berlinern. Wichtig is nur, dit et ne lebendje Sprache is - n Teil von unsere Identitдt - und nich irjendwat Uffjesetztes.

Es gibt also kein richtiges und kein falsches berlinern. Wichtig ist nur, dass es eine lebendige Sprache ist - ein Teil unserer Identitдt - und nicht irgendetwas Aufgesetztes.

Grundlage des Berlinerischen ist das mдrkische Platt, das Hochdeutsche und das Sдchsische. Weitere Zutaten kamen aus dem Jiddischen, dem Niederlдndischen und dem Slawischen. Wie heute auch waren Berliner zu allen Zeiten vor allem Zugereiste. Um 1700 stellten die aus Frankreich geflohenen Hugenotten ein Fьnftel der Berliner Bevцlkerung. Und bis heute sind nicht nur die Buletten, sondern auch manche andere originelle Wortschцpfungen des berlinisierten Franzцsisch in aller Munde: die Bredullje (bredouille), aus der Lameng (а la main), Fisimatenten (visitez ma tente).

Berliner Schnauze

Manchen erschreckt die Schnoddrigkeit der Berliner Schnauze. Schonungslos direkt und erbarmungslos offen sagt der Berliner gerade heraus, was ihm auf dem Herzen liegt. Aber nur keine Panik: Die originale Berliner Schnauze ist ohnehin auf dem Rьckzug. Denn das Berlinerische genieЯt kaum groЯes Ansehen.

Im Westen galt es lange als "Proletendeutsch". Man findet es kaum in den Glaspalдsten am Potsdamer Platz, auch nicht in Bundestagsbьros oder Bundesministerien. Eher auf der StraЯe. Vor allem die Ossis der Hauptstadt kьmmern sich um das linguistische Kulturerbe. Hier sprechen Berliner immer noch, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist - so dass auch die neuesten Neuberliner schnell mitreden kцnnen. Und dann auch lernen, was Schrippe, Stulle und Molle eigentlich bedeuten: Brцtchen, eine Scheibe Brot und Bier.
 

 Nд wat ist das schцn, ьberall nur KЦLSCHE TЦN...
Rheinischer Singsang
Als Kinder, sagt Lehrer Armin Foxius, erlebten er und seine Mitschьler an den Schulen den Kцlschexorzismus. Eltern seiner Schьler kennen die Schule nur als eiserne Verfechterin der deutschen Hochsprache. Einfach drauflos reden – verboten.

Obwohl den meisten damals der Schnabel kцlsch gewachsen war. Auf der StraЯe Kцlsch, im Klassenzimmer Hochdeutsch – so war das frьher. Heute sind beispielsweise an der Ursula-Kuhr-Schule kцlsche Tцne nicht nur erlaubt, sondern sogar erwьnscht. Vor Armin Foxius, der dort seit 20 Jahren eine Kцlsch AG leitet, sitzt nun gespannt ein Grьppchen aufgeweckter Fьnft- bis Siebtklдssler. Tьrken, Iraner, Deutsche. Sie wollen Kцlsch lernen.

Wenn der Rheinlдnder spricht, dann singt er. Also mьssen sich die Schьler erst einsingen. "Och, nд." Das "och" hebt Foxius in die Kopfstimme, beim "nд" rutscht er in den Hals. Kopfstimme, Hals. Kopfstimme, Hals. Foxius singt vor, die Kinder nach. Manche sprechen fast perfekt. Einige fangen bei Null an und finden Kцlsch so schwer wie eine Fremdsprache.

Akademie fьr kцlsche Sprache

Volker Grцbe von der "Akademie fцr uns kцlsche Sproch" findet Kцlsch auch schwer. Trotzdem sieht er es nicht so gerne, dass viele einen Mischmasch aus Hochdeutsch und Kцlsch reden. Also unterrichtet er einmal pro Woche Erwachsene. "Kaum eine Sprache hat so viele Vokale wie Kцlsch", erklдrt er. Im Hochdeutschen sei das "o" entweder offen und kurz oder geschlossen und lang. Banal. Kцlsch besitze zusдtzlich noch ein offenes langes und geschlossenes kurzes. Und beim Wцrtchen Jold, also Gold, fдngt der Kцlner beim "o" an und zieht es in einer Schleife zum "u". "Rheinischer Singsang", lacht Grцbe und leitet ьber zur Grammatik.

Kцlsch im Schnelldurchlauf. Ich komme, du kommst, er kommt und so weiter. "Wenn ein Auslдnder im Deutschen konjugieren muss, stцhnt er", sagt Grцbe, "der soll erst mal Kцlsch lernen." Dann nдmlich heiЯt es: Ich kumme, do kьss, hд kьtt, mir kumme, ehr kutt, se kumme. Bei den Fдllen macht sich der Kцlner das Leben da schon leichter: Ob dд Mцpp dд Jupp oder dд Jupp dд Mцpp arch fies jдn hдt – ob der Hund den Jupp oder der Jupp den Hund zum Fressen gern hat – dem Kцlner ist das egal. Also weg mit dem Akkusativ. Den Genitiv umschreibt er einfach mit dem Dativ. Dann heiЯt es nicht mehr Jupps Hund ist verrьckt, sondern dдm Jupp singe Mцpp es jeck, dem Jupp sein Hund ist verrьckt. Feedich! Fertig.

Lehrer Foxius will mit seinen Schьlern allerdings erst einmal keine Grammatik pauken. Sie sollen sich beim Kцlsch-Sprechen wohl fьhlen. Dann kцnnten sich auch andere in der Nдhe seiner Schьler wohl fьhlen. Denn wer Kцlsch spricht, hдt et Hдtz op der Zung. Was einfach nur heiЯt: Kцlsch macht sympathisch.
 

 Verstehen Sie BAIRISCH?
Hosd me?
Oachkatzelschwoaf, den missens kenne, den Einhцrnchenschwanz. Denn nichts hat je mehr Hohn und Spott verursacht, als wenn ein Zugroaster (auch PreiЯ oder im schlimmsten Fall sogar SaupreiЯ genannt) bei dem Versuch scheitert, den Oachkatzelschwoaf richtig auszusprechen.

Denn die Vokale sind das A und O in Bayern. Der Bayer macht aus dem ei ein oa. "Ich heisse" wird im Bairischen zu "I hoas" und "ich weiЯ" zu "I woas". Aber nicht jedes ei wird zum oa. Die Farbe weiЯ ist und bleibt weiЯ und nicht etwa woaЯ.

Vui zvui gfui

Bairisch ist vor allem eine Sache des gfuils (des Gefьhls), und das variiert von Region zu Region. Denn Bairisch wird nicht nur in Ober- und Niederbayern gesprochen, sondern auch in der Oberpfalz und in weiten Teilen Цsterreichs. Bairisch, frдnkisch, oberpfдlzisch und schwдbisch sind die vier Sprachrдume in Bayern. Auch innerhalb dieser Sprachrдume gibt es verschiedene Dialektfдrbungen, oft bereits von Dorf zu Dorf.

Streichmatz, Ziebeleskдs oder Matte – fьr das hochdeutsche Wort Quark gibt es in Bayern mehr als 20 Dialektbezeichnungen. Ein Zugroaster kann also nie vuil zvuil gfuil (viel zu viel Gefьhl) haben, wenn er Bairisch lernen will.

A MaЯ

Einig sind sich die Bayern jedoch in weiten Teilen des Freistaates, dass das MaЯ (ein Liter Bier) mit einem kurzen, klaren, dunklem a ausgesprochen wird. In der Regel wird das bairische a aber sehr hell ausgesprochen: Kas fьr Kдse, Schar fьr Schere, Radi fьr Rettich und Anden fьr Ente.

Der Bayer scheut Tьpellaute wie ь und ц, er sagt miad fьr mьde, Gligg fьr Glьck und iber fьr ьber. Einen Genitiv gibt es nicht in Bayern. Das Auto des Vaters heisst auf Bairisch am Vadda sei Audo. Der Bayer sagt kemmen und nicht kommen: I kemm, du kemmst, ihr kemmt, mir kemmen. Die zweite Person Plural endet mit s . Es kemmts - und nicht etwa ihr kommt.

Noch eine kleine Orientierungshilfe: Owe heisst runter, affi wird zu rauf, umme ist rьber und viere nach vorn. A gmahte Wiesn bezeichnet eine gute, leicht wahrzunehmende Gelegenheit. Wenn der Erfolg eintritt, ist der Kaas gegessen. Tritt er nicht ein hat die Person an Dregg im Schachterl.
 

 ALTOSTFRIESISCH im Saterland
Seltersk
Das Saterland ist die kleinste Sprachinsel Europas - und damit im Guiness Buch der Rekorde verzeichnet. In dem norddeutschen Landstrich zwischen Leer, Oldenburg und Cloppenburg sprechen noch rund 2000 Menschen saterfriesisch, das sind nur knapp ein Sechstel der Bewohner.

Die Sprache ist das letzte Ьberbleibsel des sonst ьberall verschwundenen Altostfriesischen. Traditionell sprechen die Saterfriesen ihre Sprache, aber sie schreiben sie nicht. Erst der amerikanische Sprachforscher Marron Fort hat eine einheitliche Orthographie des Saterfriesischen entwickelt. Seit den 70er Jahren zeichnet er mьndlich ьberlieferte Geschichten auf und schaffte ein bleibendes Dokument der Sprache, indem er das Neue Testament ьbersetzte.

Gauden Dei - Guten Tag

Das Saterfriesische ist eine musikalische Sprache, gekennzeichnet durch lautliche Vielfalt. So besitzt es 16 verschiedene Diphtonge, also Zwielaute, bei denen ein Vokal in den anderen ьbergeht, etwa in sдike (suchen), skeeuw (schief), krjope (kriechen), fjauer (vier), njugen (neun), bloud (Blut) oder skдuwen (geschoben). Das Deutsche hingegen besitzt nur drei Diphtonge - au, eu und ei.

Als gesprochene Sprache kennt das Saterfriesische keine komplizierten Satzkonstruktionen, und das Passiv wird kaum benutzt. So wьrde ein Saterfriese stets sagen: Aan hдd him in Romelse blouked - man hat ihn in Ramsloh gesehen, statt: hie wuud in Roomelse blouked – er wurde in Ramsloh gesehen. Auch der Genitiv kommt kaum vor. So lautet die Ьbersetzung von "Haus meines Vaters" huus von min babe oder min babe sin huus.

Die verschiedenen friesischen Sprachen und Dialekte – neben dem Saterfriesischen etwa das Nordfriesische oder das Westerlauwersfriesische – sind dem Englischen nahe verwandt. Das zeigt sich zum Beispiel bei der Aussprache: Wдhrend man das "S" im deutschen Wort Sack weich spricht, wird es im Saterfriesischen Sдk wie auch im englischen sack scharf gesprochen.
 

 Platt schnacken
Auf HAMBURGERISCH
Alles beginnt mit einem satten Moin Moin. Mit Moin Moin kommt man gut durch den Tag und auch durch die ganze Nacht. Morgens, mittags, abends, nachts – Moin Moin geht immer.

Vernimmt man diese BegrьЯungsformel, kann man sicher sein, der sprechende Mensch ist einem wohlgesonnen. Denn, der Hamburger, der schnackt nicht einfach so drauflos. Der kiekt einen erst mal an. Demonstrativ zeigt er eine gewisse Distanz zu jedem Zugereisten.

Beim Aufspьren von Hamburgern, die noch so richtig flieЯend Plattdeutsch sprechen, muss man vorgehen, wie ein Trьffelsucher. Schnell schwenken sie in’s Hochdeutsche. Aus Fьrsorge. Doch spitzt man die Ohren, erklingt ganz unverhofft ein kerniges Geschnacke aus der Menge. "Wat willst’n hцrn mei Dirn. Wat soll ick dei vertellen? Habb schon what sabbelt. Ick ben Heilцch. Mei nom is Hans-Peter. Det wдrs."

Platt ist nicht gleich Platt

Aber Hamburger Platt ist nicht gleich Hamburger Platt. "N mooien Dag wьnsch ik" ist zum Beispiel Missingsch. Abgeleitet von dem Wort Messing – ist Missingsch ein Mischmasch aus Platt- und Hochdeutsch, mit Vorliebe gesprochen unter den Hafenarbeitern. Lange ging der Streit, ob Plattdeutsch nun eine eigene Sprache ist oder einfach ein Dialekt. Es gab zwar Plattdeutsche Literatur, aber keine verbindliche Rechschreibung.

Jedes Dorf im Abstand von 8 oder 10 Kilometern, was ja fьr Leiterwagen und FuЯgдnger eine erhebliche Distanz war, sprach man die Worte immer ein wenig anders aus. Hier sagte man grцn, dort wieder scheun. Gemeint war immer schцn.

Zwei wichtige Grenzen: Alster und Benrather Linie

Quer durch Hamburg verlдuft eine imaginдre Linie, die durch die Alster vorgegeben wird. Die Alster flieЯt mitten durch die Stadt, und bedeutet mehr als nur einen Sprachunterschied.Die feinen Leute aus Blankenese, denen die Nдhe zur Elbe eine maritime Weltlдufigkeit einhaucht, die "warchten im Garchten" (warten im Garten), wenn sie verabredet sind. Die anderen, zum Beispiel das Volk aus Barmbeck, die waaten im Gaaten. Mit Hochwasser hat das jedoch nicht unbedingt etwas zu tun.

Aber noch viel wichtiger als links und rechts der Alster ist den Hamburgern die Benrather Linie. Von West nach Ost, von Aachen bis nach Frankfurt Oder. Die macht nдmlich klar, hier hцrt Hochdeutsch auf und da fдngt Plattdeutsch an. Was dem Sьden die Katze ist, ist dem Norden de Kat.
 

 HESSISCH babbele
Rischtisch herrlisch!
Zieht man einen Sprachwissenschaftler zu Rate, so wird er erklдren, dass es eigentlich gar keinen einheitlichen hessischen Dialekt gibt. Statt dessen zдhlt er gleich fьnf Varianten des Hessischen auf: Das Niederhessisch, Osthessisch, Mittelhessisch, Sьdhessisch und das sogenannte Neuhessisch.

Eingefleischte Hessen berichten sogar, dass sich schon zwischen einzelnen Dцrfern der Dialekt verдndert. Umso mehr дrgert es sie, dass im allgemeinen mit dem Stichwort Hessisch meist der Altentertainer Heinz Schenk oder der Mainzer Karneval in Verbindung gebracht wird.

Fьr jeden ist es also eine groЯe Herausforderung, sich etwas hessische Mundart anzueignen und dabei nicht an der Oberflдche der Mundartunterhaltung zu schwimmen. Bei genauem Hinhцren ergeben sich trotzdem ein paar Grundregeln, die recht schnell zu erlernen sind:

Mundart-Grundregeln

Die Hessen verwandeln im Allgemeinen den ich-Laut in einen isch- Laut. Also aus dem Wort ‚wichtig‘ wird ein gesprochenes ‚wischtisch‘. Das mag man ferschterlisch finden, oder eben einfach nur ganz herrlisch!
Am Wortende neigen die Hessen zu Abkьrzungen. Bei allen -en-Endungen wird deshalb das -n weggelassen. Aus ‚singen‘ wird so ‚singe‘, aus ‚laufen‘ ‚laufe‘ und so weiter. Endet aber ein Wort auf -e, zum Beispiel die ‚Wiese‘, dann fдllt das -e weg, das ist die ‚Wies‘. Beim Plural wird’s allerdings schon wieder kompliziert, denn aus die ‚Wiesen‘ wird nicht etwa die ‚Wiese‘, sondern das sind die ‚Wisse‘.

Und so kommt man zur nдchsten Eigenheit des Hessischen, die Vokalverkьrzungen: Endet ein Wort auf –el oder –en, spricht man den vorderen Vokal im Wortstamm kьrzer. Aus ‚Hebel‘ wird also ‚Hewwel‘, aus ‚haben‘ wird ‚hawwe‘. Damit die Sprache noch ein bisschen lockerer wird, machen die Hessen oft aus dem etwas hдrteren b im Wort in w. Die ‚Stube‘ ist deshalb in Hessen die ‚Stuwe‘.

Eine typische Erscheinung des Hessischen sind auЯerdem die Verkleinerungsformen. Auch ein groЯes Haus bekommt den Namen ‚Hдusje‘. Ist von mehreren die Rede, sind das die ‚Hдuserschen‘, Autos haben ‚Rдdersche‘, Mдnner tragen ‚Hьtersche‘. Jetzt fehlt nur noch der hessische Genitiv. Denn wo es im Hochdeutschen so einfach geht, nehmen die Hessen lieber dem umstдndlichen Weg. Es handelt sich nicht etwas um ‚Marias Auto‘, sondern es ist ‚der Maria ihr Auto‘. Oder, wenn der Bruder von Maria Klaus heiЯt: Klaus seiner Schwester ihr Auto.

Ursprьnge

Das sprachliche Kernland von Hessen liegt ьbrigens nicht in der heute wichtigsten und weltweit bekannten Finanzstadt Frankfurt, sondern weiter nцrdlich. In der Nдhe der kleinen Stadt Fritzlar, wo Fulda und Eder zusammenflieЯen, waren die Katten zu Hause, auf die Hessisch zurьckgeht. Erst im 16. Jahrhundert, als die dortigen Landgrafen eine Grafschaft bei Darmstadt beerbten, ist der Dialekt nach Sьden exportiert waren.

Das ursprьnglichste Hessisch wird heute ьbrigens in Ungarn gesprochen. Dorthin ist vor fast 300 Jahren eine groЯe Gruppe aus der damals sehr armen Region Hessen ausgewandert. Diese Gruppe hat sich zumindest in den дlteren Generationen ihre Heimatsprache, das Odenwдlderisch und das Stiftsfulderisch bis heute erhalten. Auch unter den Russlanddeutschen werden zum Teil noch sehr alte Formen der hessischen Dialekte gesprochen.
 

 Akzentfrei schwдtze
SCHWДBISCH fьr Reigschmeckte
Eardдpfel oder Aidдpfel, Grombire oder Grumbire , die Kartoffel hat im Lдndle viele Namen. Denn Schwдbisch ist nicht gleich schwдbisch. Von Ort zu Ort unterscheidet sich die Mundart, je weiter sie auseinander sind, desto hцrbarer.

Das Schwдbische gehцrt zum alemannischen Dialekt, ebenso wie das Frдnkische. Seine Heimat ist lдngst nicht nur das Lдndle, auch in Bayern gibt es Regionen, in denen schwдbisch gesprochen wird. Den schwдbischen Dialekt nur mit Wьrttemberg gleichzusetzen wдre falsch.

Die Unterschiede zwischen dem Schwдbischen und Hochdeutschen sind enorm. Es gibt nicht nur Tausende anderer Wцrter, sondern auch eine eigene Grammatik und Betonung. Umlaute wie ц und д kommen kaum vor: Kцnig wird Keenich, schцn zu schee. Also anstelle der ц-Laute tritt ein e. Oder das ь wird zu i. Ein Stьck Fleisch, heiЯt dann ein Stick Fleisch. Allgemein wirkt die Sprache breiter und reiner. Das kommt durch die vielen Diphthonge, etwa „die Mutter ist mьde“ heiЯt „dia Muader isch miad“. Auch werden viele Vokale nasaliert.

Дhnlichkeiten zu anderen Dialekten

Wie auch im Sдchsischen werden harte Konsonanten meist weich ausgesprochen. Also p,t und k werden zu b, d und g. Auch sonst gibt es Дhnlichkeiten zu anderen Dialekten. So fehlt auch im Schwдbischen die Form des Genitivs. Diese wird durch Dativ ersetzt: „Das Haus meines Vater“ wird „Meim Vattr sei Haus“. Die vielen Verniedlichungen fallen Fremden im Lдndle besonders auf. Das Mдdchen ist das Mдdle, die Tьr das Tьrle. Selbst nicht so schцne Dinge werden durch die Endung –le verharmlost. „Er hat ein Schlдgle gehabt“ hцrt sich doch gleich weniger schlimm an als Schlaganfall.

StraЯenschild

Fьr einen Fremden ist es schwer, schwдbisch zu erlernen. Wenn man nicht schon in Baden-Wьrttemberg aufgewachsen, sondern ein Reigschmeckter ist, wird wohl keiner jemals akzentfrei schwдtze, also reden kцnnen. Manches wird auch falsch nachgemacht. Zum Beispiel wird oft einfach ьberall s als sch ausgesprochen. Denn gerade dieser Laut fдllt besonders bei den Schwaben auf. Aber auch hier gibt es noch s oder st. „Dort wo frьher noch ein Laut dazwischen war, heiЯt es auch heute noch st“, erklдrt der Tьbinger Sprachwissenschaftler Professor Arno Ruoff. „Also Obst hieЯ mittelhochdeutsch einmal Obest, daher heiЯt es nicht Obscht, sondern Obst.“ Aber auch die Schwaben selbst sind nicht immer so korrekt in der Aussprache.

Ob Arzt oder Arbeiter, alle reden schwдbisch

Wissen sie doch selbst wie schwer es ist, die gewohnte Mundart zu verlassen. Schwдbisch wird nicht nur von einfachen Leuten gesprochen. Zwar versuchen immer mehr Schwaben hochdeutsch zu reden (zwangslдufig mьssen sie das an den Schulen und Universitдten), aber ihr Dialekt ist doch immer herauszuhцren. „Ich habe einmal einen Vortrag in Hamburg gehalten und nachher kam eine Dame zu mir und sagte: ‚Ich hдtte Ihnen noch ewig zuhцren kцnnen‘“, erzдhlt Professor Hermann Bausinger, emeritierter Leiter des Ludwig-Uhland-Instituts in Tьbingen. Geschmeichelt wollte er schon das Kompliment abwiegeln, als die Dame fortfuhr: „Ich hцre so gerne schwдbisch.“

Mittlerweile gehцrt Schwдbisch nicht mehr zu den unbeliebtesten Dialekten in Deutschland. Aber lange Zeit war das anders. Wurden die Schwaben doch auch immer als Deutschlands „Dorftrottel“ dargestellt. Dabei mьssen sie sich wirklich nicht ihrer Herkunft schдmen. Die alten deutschen Herrschergeschlechter, wie die Staufer, Welfen, Hohenzollern und Habsburger waren Schwaben. Und damit prдgte auch das Schwдbische die deutsche Sprache.
 

 MiЯverstдndliches bei Wцrtern aus dem Hochdeutschen

Heute gibt es viele Wцrter, die nur in Schwaben verstanden werden. Oder sie haben im Schwдbischen eine andere Bedeutung. Ein Teppich wird wohl kein Schwabe auf den Boden legen, es sei denn er macht ein Picknick. Denn Teppich ist fьr ihn eine Decke. Mit Nicht-Schwaben kann es da schon mal zu netten Missverstдndnissen kommen. Auch umgekehrt kann ein Schwabe den Hochdeutschen manchmal nicht verstehen, wie eine Erzieherin aus Nordrhein-Westfalen erleben musste. Als sie ihre Kinder bat sich „anzufassen“, also sich an den Hдnden zu nehmen, reagierten die Kleinen nicht. „Bis meine Kollegin sagte: ‚Hebt euch‘, und zack, standen alle in Zweier-Reihen da“, erzдhlt sie. Denn sich anfassen heiЯt im Schwдbischen heben.
 

 Dem RUHRPOTT seine Sprache
Hasse, bisse, kanse
"Hцmma, hier hamwa kein Dialekt!" - die meisten Menschen aus dem Ruhrgebiet glauben das tatsдchlich. Sie meinen sogar Hochdeutsch zu sprechen. Liegen sie da richtig?

Es stimmt, streng "dialektologisch" gesehen sprechen die Menschen im Ruhrgebiet nicht Dialekt. Denn die ursprьnglichen plattdeutschen Dialekte sind lдngst ausgestorben. Trotzdem leben Teile davon noch in der heutigen Umgangssprache weiter. Und die weicht mitunter so stark vom Hochdeutschen ab, dass auch Sprachwissenschaftler nicht umhin kцnnen zuzugeben, dass es sich hier doch um einen Dialekt handeln muss. Nur wie soll man ihn nennen? Kohlenpottdeutsch? Ruhrpцttisch? Regionalsprache im Ruhrgebiet? Ruhrdeutsch? Eine einheitliche Bezeichnung fehlt bislang.

Unklare Herkunft

Ьber die Entstehung der Sprache im Ruhrgebiet gibt es viele Theorien. So soll hauptsдchlich das Polnische die Sprache geprдgt haben, durch die Einwanderer, die Ende des 19. Jahrhunderts in die Region kamen. Auch seien viele Elemente durch den Bergbau entstanden, beispielsweise die Wortverkьrzungen wie "hasse" und "bisse" statt "hast du" und "bist du". SchlieЯlich musste es unter Tage schnell gehen. Alles Quatsch! Fast alle Abweichungen der Ruhrgebietssprache sind Relikte aus den alten plattdeutschen Dialekten, zum Beispiel die Kasusvertauschung "gib mich mal die Butter". Auch im alten Platt gab es die Unterscheidung zwischen mir und mich nicht.

Auch lassen sich viele Vokabeln auf das Plattdeutsche zurьckfьhren, zum Beispiel "Dцnekes (Witz), "pцhlen" (FuЯball spielen). Es gibt wenige Ausdrьcke, die vom industriellen Erbe der Region zeugen, wie zum Beispiel "Schicht im Schacht" (SchluЯ!) oder "Kumpel" (ursprьnglich Bergmann, heute: guter Freund). Weit weniger Wцrter als vermutet sind polnischen Ursprungs: "Mottek" (Hammer), "Mattka" (Mutter). Einige Begriffe entstammen auch dem Jiddischen und sind ьber das Polnische ins Ruhrgebietsdeutsch gekommen: "malochen" (arbeiten), "Schickse" (harmloses Schimpfwort fьr Mдdchen).

"Wat sachse?"

Sprechen Sie Englisch? Gut! Denn der "Ruhri" benutzt hдufig die auch im Englischen ьbliche Verlaufsform, wenn er etwas "am machen" ist: Er ist am arbeiten, sie ist am telefonieren, es ist am spielen.

Ein weiteres Merkmal des Dialekts ist die Umschreibung des zweiten Falls, nach dem Motto: Warum einfach, wenn man es sich auch schwer machen kann? "Erichs Enkel" klingt fьr einen Ruhrpottdeutschen irgendwie "etepetete". Besser ist hier: "dem Erich sein Enkel".

Manchmal geht es aber auch kьrzer, zum Beispiel: "Hцmma" statt "hцr mal", "gehnwa" statt "gehen wir" oder "hasse" statt "hast du". Diese sogenannten zusammengezogenen Wцrter stammen ebenfalls aus dem Plattdeutschen, ebenso wie der Gebrauch von "wat" und "dat" statt "was" und "das". Eine weitere Faustregel. Die Mehrzahl wird im Ruhrgebiet immer mit -s gebildet: "Ich hab die Koffers gepackt", "ich hab die Mдdchens Bescheid gesacht", "hol mal die Tellers ausm Schrank!"

Der Ruhrgebietler hat nachweislich einen Hang zur Verniedlichung, so wird das Pferd gerne mal zum Pferdken und das Haus zum Hдuskes.

Gesprochen wird der Ruhrpottslang ьberall dort, wo es 'Originale' gibt - auf dem Markt, an der Bude, im Taubenschlag. Zwischen Akten und Glasfassaden nur ganz selten. Der Ruhrpottmensch kann, wenn er will, ein fast lupenreines Hochdeutsch sprechen. Aber spдtestens wenn er vor dem "Spoat inne Kiache" geht, kann er seine Herkunft nicht verleugnen.
 

 PLATTDEUTSCH in Mecklenburg
Platt is keen Dialekt. Platt is 'ne Sprok.
Zunдchst einmal hat der Mecklenburger Zeit zum Sprechen. Viel Zeit. Manch einer wundert sich, wie die Norddeutschen es schaffen, bei der Sprechgeschwindigkeit noch zu nuscheln.

Die Vokale werden laaanggezogen, genьsslich diphtongiert: Statt „wohnen“ sagt man „wounen“, statt „Rivalitдt“ „Rivalitдit“, aus “Kuh“ wird „Kou“ oder manchmal auch „Kau“. Dort jedoch, wo der gemeine Hochdeutsche ein Diphtong vermutet, wird er es im Plattdeutschen kaum finden: Statt „Haus“ hцrt man „Huus“, statt „Schwein“ „Swien“.

Im Plattdeutschen liebt man den Relativsatz. „Die einfahrenden Schiffe“ – das wьrde man hier nie sagen. „De Schдpen, die rinkomm“ heiЯt das auf Platt. Des Plattdeutschen Unkundige – oder besser: Lьd, die nich Plattdьtsch schnacken – werden in Mдkelbцrg hдufig mit Begriffen konfrontiert, die sie einfach nicht verstehen. Plattdeutsch hat seinen eigenen Wortschatz, der sich teilweise auch im Hochdeutschen, so wie es an der Kьste gesprochen wird, durchgesetzt hat. So trifft man auch in einem hochdeutschen Satz auf Begriffe wie „figeliensch“, „schnacken“ oder „swienplietsch“.

Sprache oder Dialekt

Plattdeutsch ist kein Dialekt. Es ist eine Mundart, eine Sprache mit eigenem Vokabular und teilweise eigener – und eigentьmlicher – Grammatik. Wenn in der jьngeren Generation Mecklenburg-Vorpommerns heute auch kaum noch jemand aktiv Plattdeutsch spricht – beeinflusst sind sie doch fast alle. Plattdeutsche Begriffe und der typisch plattdeutsche „Sound“ haben ihren Weg in das Hochdeutsche der Region gefunden.
Wasserturm in Rostock Getreidespeicher im Hafen von Wismar Stralsund bei Nacht

Das Plattdeutsche entwickelte sich als eine Mischung aller im Ostseeraum gesprochenen Sprachen. Parallelen zum Schwedischen, Englischen und sogar zu slawischen Sprachen sind unьbersehbar. Die Дhnlichkeit zum Englischen wird dadurch verstдrkt, dass das Plattdeutsche die sogenannte „Zweite Lautverschiebung“ des Deutschen nicht mitmachte. So blieben die Konsonanten p, t und k erhalten, wo sie im Hochdeutschen ersetzt wurden: „Pfeife“ blieb „Piepe“ (Englisch: pipe), „Apfel“ blieb „Appel“ (Englisch: apple) und „erzдhlen“ blieb „vertellen“ (Englisch: to tell).

Als sich um 1500 die Entwicklung des Deutschen zu einem standardisierten Hochdeutsch vollzog, setzte sich das Hochdeutsche zunдchst als Schriftsprache durch. Platt wurde zu einem rein gesprochenen Dialekt, der dann begann, sich in den verschiedenen Regionen unterschiedlich zu entwickeln. So unterscheidet sich heute das Niedersдchsische Plattdeutsch vom Hamburgischen oder Mecklenburgischen.
 

 ALEMANNISCH
Internationale Mundart
Alemannisch ist eine Sprache, so international wie kaum eine andere in Europa. In sechs Staaten - in Deutschland, im franzцsischen Elsass, im цsterreichischen Vorarlberg, in Liechtenstein, in der Schweiz und in kleinen Sprachinseln Norditaliens - wird alemannisch gesprochen.

Die Mundarten, die in diesen Gebieten gesprochen werden, unterscheiden sich zwar stark voneinander, sind aber trotzdem eng miteinander verwandt. Der Ьberbegriff des Alemannischen ist allerdings noch gar nicht so alt: Johann Peter Hebel hat dem Begriff mit seiner 1803 erschienenen Sammlung "Alemannische Gedichte" erst zum Durchbruch verholfen.

So weit so gut. Wer aber sind oder waren die Alemannen? Sie waren – so viel weiЯ die Forschung heute – kein einheitliches Volk, sondern eine Art Patchwork-Volk, eine Viel-Vцlker-Gemeinschaft, die sich in den ersten Jahrhunderten nach Christus im heutigen alemannischen Sprachraum ansiedelte. Das heutige Alemannisch ist eine Mischung aus germanischen Sprachen, keltischen und galloromanischen Sprachresten und Einflьssen aus dem Franzцsischen, dem Italienischen und dem Hebrдischen.

Mundartliche Besonderheiten

Das Alemannische kennt nur drei Fдlle: Den Nominativ, den Dativ und den Akkusativ – der Genitiv fehlt vцllig. Es heiЯt also nicht "des Mannes", sondern "fom ma" (vom Mann) und nicht "der Frau", sondern "fode frau" (von der Frau). Im Alemannischen unterscheidet sich in vielen Fдllen der Genus der Wцrter vom Hochdeutschen. Es heiЯt also der Butter, der Luft, der Ecke, der Radi, der Taxi oder auch die Kдfig und die Ort.

Besonders auffдllig ist die Verkleinerungsform im Alemannischen: Wo im hochdeutschen mit –chen oder –lein verkleinert wird, steht im Alemannischen ein –le oder, je nach Region, ein –li. Es heiЯt also Brцtle, Schrдnkle, Hдusle, Kindle, Autole oder eben Zetteli, Mannli und Huusli (fьr Hдuschen).
 

 Wie spricht man in der PFALZ?
Die pдlzisch Schbrooch
Ob in Landau, Speyer, Kaiserslautern oder Ludwigshafen. Pfдlzisch ist nicht gleich Pfдlzisch. Das Pfдlzische gibt es nicht. Wie bei vielen anderen Dialekten auch, unterscheidet sich die Sprache oft von Ort zu Ort.

Sprachwissenschaftler nehmen es da etwas genauer und unterteilen sie in westliches Westpfдlzisch, mittleres Westpfдlzisch, Nordpfдlzisch, Kurpfдlzisch, Vorderpfдlzisch und Sьdpfдlzisch. Verlassen wir kurz die Pfalz, um das Pfдlzische in einen grцЯeren sprachlichen Rahmen einordnen zu kцnnen: es gehцrt zum Rheinfrдnkischen, wie ьbrigens auch das Hessische. Und das Rheinfrдnkische wiederum bildet zusammen mit dem Moselfrдnkischen und Ripuarischen das Westmitteldeutsche.

Schцne Worte, eigene Grammatik

Jetzt aber zurьck in die Pfalz. Der pfдlzische Dialekt ist auЯerhalb der Pfalz nicht so beliebt - leider, denn hat man sich erst einmal an die direkte, manchmal grob wirkende, aber selten so gemeinte Art gewцhnt, wird man ihn zu schдtzen lernen. Denn wo sonst gibt es so schцne Ausdrьcke wie zum Beispiel "Affezibbel" (Besserwisser, hochmьtiger Mensch), "Schlabbeflicker" (Schuster), "Belzenickel" (Nikolaus), "Babbelwasser" (Alkohol) oder "Kinnerschддs" (Kinderwagen). Letzteres weist auf die franzцsischen Einflьsse hin, denn "Schддs" ist nichts anderes als das franzцsische "Chaise", also Stuhl. Auch in der Grammatik scheinen franzцsische Formen ihre Spuren hinterlassen zu haben: "die Batschkapp vum Babbe" zum Beispiel leitet sich von der franzцsischen Genitivform "le bйret du pиre", also "die Schildmьtze des Vaters" ab.

Auch sonst gehen die Pfдlzer grammatikalisch gesehen eigene Wege. Das Imperfekt wird von den Pfдlzern so gut wie gar nicht verwendet und im Konjunktiv nimmt der Pfдlzer gerne ein Hilfswort, in aller Regel "tun" hinzu. Beispiel: Isch dдd saan oder: ich tдte sagen. Ganz korrekt auf Hochdeutsch: ich sagte oder ich wьrde sagen.

Wirklich schwierig wird es beim Schreiben. Da hat jeder so mehr oder weniger seine eigene Schreibweise.

Pfдlzisch? Ja, aber bitte nur zu Hause!

Ganz eindeutig ist die Liebe der Pfдlzer zu ihrer Sprache, die ja auch die Quelle ihres Mutterwitzes ist. Egal, wo auf der Welt man Pfдlzer findet, sie pflegen ihr Pfдlzisch - in den eigenen vier Wдnden, im Verein oder in der Kneipe. Im Beruf gilt jedoch auch fьr das Pfдlzische die Devise: mit Hochdeutsch kommt man weiter. So versuchen sich die Pfдlzer in der Zweisprachigkeit, was nicht immer gelingt. Fest steht, dass immer mehr Eltern darauf achten, dass die Kinder bereits im Kindergarten das Hochdeutsche erlernen, denn damit hдtten die Kinder spдter im Beruf eindeutig mehr Chancen. Das hat, so meint man nicht nur in der Pfalz etwas damit zu tun, dass Hochdeutsch irgendwie seriцser klingt und natьrlich auch ьberall in Deutschland gesprochen und verstanden wird. Aber genauso viel Wert wird darauf gelegt, dass das Pfдlzische sozusagen als Zweitsprache fьr den privaten Gebrauch gepflegt wird.

Pfдlzisch als lingua franca

Kцnnen Sie sich vorstellen, dass Pfдlzisch eine lingua franca sein kцnnte? Nein? Na, dann sollten Sie mal ausgewanderte Pfдlzer zusammenbringen. Dass viele Pfдlzer in die USA ausgewandert sind, ist bekannt. Aber es gibt auch viele Pfдlzer, die zu Zeiten der russischen Zarin nach Russland ausgewandert sind und dort ebenso wie nach Amerika ausgewanderte Pfдlzer ihren Dialekt gepflegt haben. Bringt man diese "Pfдlzer" zusammen, kцnnen sie sich verstдndigen - auf Pfдlzisch!
 

 So schwдtze mir im SAARLAND
"Oh leck!" - Das ist doch nicht zu fassen!
Wie klingt eigentlich Saarlдndisch? AuЯerhalb des Saarlands erntet man auf diese Frage meist nur ratloses Schulterzucken. Gut, ein bisschen so wie Heinz Becker oder der Saarbrьckener Tatort-Kommissar Palь vielleicht.

Ansonsten haben nur wenige Menschen eine Vorstellung vom saarlдndischen Dialekt. Aber auch ein Saarlдnder kann die Frage nach der saarlдndischen Mundart nicht ohne weiteres beantworten. Denn die eine Mundart gibt es nicht. Obwohl das Saarland klein ist und nur gut eine Million Einwohner zдhlt, werden hier verschiedene Mundarten nebeneinander gesprochen. Manchmal sprechen schon die Menschen von einem Dorf zum nдchsten vцllig unterschiedlich und haben Mьhe, sich zu verstehen.

Sprachgrenzen

Allgemein unterscheiden die Sprachforscher zwischen dem Rheinfrдnkischen, das dem Pfдlzischen sehr дhnelt und dem Moselfrдnkischen. Der grobe Verlauf folgt der berьhmten europдischen Sprachgrenze, der so genannten "das/dat-Linie". Sie zieht sich quer durchs Land von Vцlklingen im Sьdwesten nach St. Wendel im Nordosten – im Osten wird Rheinfrдnkisch, im Westen Moselfrдnkisch gesprochen. Frьher konnte man die Sprachgrenze auf Dцrfer und StraЯen genau festlegen. Weil die Menschen heute mobiler sind, ist sie unschдrfer geworden.

"Die relativ starke Trennung zwischen Rheinfrдnkisch und Moselfrдnkisch hat ganz alte Grьnde", erklдrt Professor Wolfgang Haubrichs, Sprachwissenschaftler an der Universitдt Saarbrьcken. "Die Grenze zwischen das und dat, was und wat hдngt ziemlich genau mit der alten Bistumsgrenze zusammen." Und diese alten Grenzen hцrt man in der heutigen Sprache noch recht deutlich. Rheinfrдnkisch und Moselfrдnkisch klingen nдmlich ziemlich unterschiedlich: Wдhrend es im Rheinfrдnkisch sprechenden Osten "guggen" anstatt "sehen" heiЯt, sagt man im Moselfrдnkischen "lu mol". AuЯerdem spiele die Intonation eine groЯe Rolle, sagt Haubrichs: "Das Moselfrдnkische ist etwas musikalischer." AuЯerhalb des Saarlandes werden meistens die rheinfrдnkischen Dialekte - vor allem das "Saarbrigger Platt" der Landeshauptstadt – als der saarlдndische Dialekt wahrgenommen.

Rьckbesinnung auf die Mundart

Mundart wird im Saarland eigentlich quer durch alle Schichten gesprochen, vor allem in geselligen und gemьtlichen Situationen. Trotzdem waren und sind die Saarlдnder nicht immer glьcklich mit ihrer Sprache. Denn ihr Ruf ist nicht der beste. Lange Zeit galt sie als bдurisch und altmodisch. Kinder durften in der Schule keinen Dialekt sprechen, und gerade beim Kontakt mit Nicht-Saarlдndern versuchte man, ьberkorrekt zu sprechen, um zu zeigen, dass man Hochdeutsch kann.

In den vergangenen Jahren sind die Saarlдnder aber wieder selbstbewusster geworden. Kindern und Jugendlichen wird die Mundart nicht mehr krampfhaft abgewцhnt. Und auch die Kultur hat sich auf allen Ebenen dem saarlдndischen Dialekt angenommen – von der Mundart-Literatur ьber Mundart-Kabarett bis hin zu Mundart-Liedern. Denn eigene Sprache bedeutet auch im Saarland wieder Heimat.
 

 Fragen an die Mundart
WESTFДLISCH
Man hцrt relativ wenig westfдlisch. Am meisten noch im Mьnsterland. Je weiter man Richtung niederlдndische Staatsgrenze kommt, um so mehr wird dort Mundart gesprochen. Aber es wird natьrlich auch in anderen Teilen Mundart gesprochen. Nur nicht mit Fremden.

Das Klischee hдlt sich hartnдckig, dass die Westfalen dickkцpfig sind und auch wenig reagieren, wenn sich die Fremden an ihre Mundart herantrauen und es auf westfдlisch probieren.

Westfдlisch ist nicht gleich westfдlisch

Aber westfдlisch ist nicht gleich westfдlisch – darauf kommt es an. Da sind also sehr viele kleinrдumige Mundartgebiete. Wenn wir mal einen bisschen grцЯeren Rahmen abstecken, das Mьnsterlдndische, das Westmьnsterlдndische und dann das Ostwestfдlische, das Sьdwestfдlische. Aber in sich sind diese Regionen auch wieder sehr reich gegliedert. Und sehr unterschiedlich hinsichtlich der Aussprache, hinsichtlich des Formenschatzes. Hinsichtlich der Wцrter, die man benutzt.
Wenn sich hier also jemand mit jemandem unterhдlt der 50 Kilometer weit entfernt wohnt, dann macht er das auf Hochdeutsch. Deshalb sprechen hier auch nicht mehr so viele Platt – vor allem von den jьngeren Generationen. Westfдlisch ist halt kompliziert.

Norddeutsches Platt klingt fьr nicht Dialektsprecher auch kompliziert, aber Westfдlisches Platt gilt als besonders tьckisch: Die so genannten A- und O-Laute sind ein Beispiel dafьr. Es gibt einen alten A-Laut, der verdumpft worden ist. Im Wort "Jau" und "Klaor" fьr "Ja" und "Das ist klar". Und es gibt einen jьngeren A-Laut, der erst spдter entstanden ist. Und diese beiden A-Laute werden zum Beispiel im Westfдlischen unterschieden. Hier sagt man also: "der Hase" und "klagen", "Water" und so etwas. Und diese Laute, dieses altlange "A" und dieses tonlange "A" wie wir in der Wissenschaft sagen, die sind zum Beispiel im Norddeutschen alle zusammen gefahren. Da sagt man "Klaor" und "Waoter" und "Jau".

Das Westfдlische setzt sich wiederum vom ьbrigen Plattdeutschen ab durch die so genannte Diphtongierung – das heiЯt die Doppelvokale. Die in Hamburg, Bremen und so weiter sagen Lдben. Das versteht jeder Hochdeutsche oder auch in Mecklenburg. Und wir sagen Liдben. Die haben Regen und wir sagen Riegen. Und wenn das nun gehдuft kommt, dann erschwert das natьrlich das Verstehen.

Ganz schцn kompliziert, aber das sind andere Mundarten im Grunde ja auch. Bayerisch zum Beispiel – zumindest fьr Nicht-Bayern. Oder Schwдbisch. Die Leute sprechen's aber immer noch. Aber in Westfalen gibt es immer weniger Leute, die ihre eigene Mundart sprechen.

Allerdings vergleicht man Дpfel und Birnen, wenn man Mundarten wie Bayrisch und Schwдbisch mit Westfдlisch vergleicht. Die einen sind hochdeutsche Dialekte, die anderen aber niederdeutsche Dialekte.

Hoch- und Niederdeutsch

Es gibt also eine scharfe Abgrenzung zwischen Niederdeutsch und Hochdeutsch durch die so genannte Bennrather Linie. Die verlдuft also von Bennrath bei Dьsseldorf aus ostwдrts. Sьdlich wird und wurde schon immer Hochdeutsch gesprochen.

Tja, und die Westfalen und die anderen Norddeutschen – die haben Hochdeutsch erst erlernen mьssen – meistens nach dem Buch. Deshalb sprechen sie hier auch ein besonders gutes Hochdeutsch. Leider zu Lasten der Mundart. Denn die kann man nicht einhochdeutschen wie in Sьddeutschland.
 

 Zwischen Werra und Saale
THЬRINGISCH hineinreden
Wer erstmals Thьringisch hцrt, denkt schnell an Sдchsisch. Zu Unrecht! Die Mundart zwischen Werra und Saale ist weniger breit und vordergrьndig, sie klingt ein wenig bescheidener, zurьckhaltender. Und sie ist eine interessante Mischung:

Thьringer sprechen immer ein bisschen fьr ihre benachbarten Bundeslдnder mit. Deshalb stцЯt der Zuhцrer auf erstaunliche Unterschiede. Eigentlich gehцren Sachsen und Thьringen zum gemeinsamen Thьringisch-Obersдchsischen Sprachraum. Aber die Thьringer haben sich mehr "hineinreden" lassen. Im Nordosten etwa sind deutlich die PreuЯen heraus zu hцren: "Ich hoh's dich jjesaht" (Ich hab's dir gesagt) heiЯt es dort – das klingt fast ein bisschen Berlinerisch.

Thьringische Eigenarten

Im Westen und Sьden ist die thьringische Sprache vom Hessischen und Frдnkischen beeinflusst. Am meisten lassen Hennebergischer und Itzgrьndischer Dialekt aufhorchen. Die Rennsteigschranke begrenzt das Hennebergische nach Norden. Hier wird mit -le verkleinert statt mit -chen wie im Norden. Charakteristisch sind auЯerdem das anlautende b in Fragewцrtern (bos fьr 'was', buhie fьr 'wohin'). Oder Zusammenziehungen wie Nццl und gesццt fьr Nagel, gesagt. Nicht zu vergessen: Gerolltes "R"!

Nцrdlich von Meiningen hцrt man eigentьmliche Diphthonge wie дi und oi in Wдind und Noicht (Wind, Nacht). Starke Unterschiede zum eigentlichen Thьringischen gibt es im Wortbestand, wie z. B. Hьtes, Hцbes (KlцЯe), Liemetze (Ameise) Graslдube (Schnittlauch).

In der Erfurter Gegend und weiter цstlich klingt das Thьringische dann immer mehr nach breitem Sдchsisch. Dies zeigt sich bei u statt o in Uchse (Ochse), Kuup (Kopf), Wuche (Woche) sowie an dem zu einem o-Laut verdumpften a wie in Nose (Nase) und Wosser (Wasser).

Von Dorf zu Dorf

Unterschiede existieren in Thьringen schon von Dorf zu Dorf. Das ist das Erbe der ьbermдЯigen Kleinstaaterei, als das Land vielen kleinen Fьrsten und Herzцgen gehцrte, durchschnitten von unzдhligen Grenzen. Vцllig unerwartet tauchen lokale Eigenheiten auf – wie der Stieger Dialekt in Eisenach, den einst nur die Sprache der Armen am "Stieg" kennzeichnete. Mit dem grцЯten Frьhlingsfest Mitteldeutschland feiern die heutigen "Stieger" jedes Jahr das Fortbestehen ihrer Mundart.
 

 Die FRДNKISCHE Mundart
Auf gut frдngisch
"In ganns Unnerfrangn gibt's wahrscheinds dausende Dialegde, gwasi in jeden Ort enn". So steht es im Asterix-Band "Die Frеche der Ehre" auf mainfrдnkisch. Leicht vorstellbar, wieviele Varianten zusammenkommen, wenn man alle Teile Frankens zusammen nimmt.

Der Dialekt richtet sich nicht nach den administrativen Grenzen der Regierungsbezirke. So lappt um Nьrnberg das Bayerische in das Frдnkische hinein, weiter nцrdlich das Thьringische. Im Sьdwest macht das Schwдbische seinen Einfluss geltend und im Nordwesten das Hessisch.

Gemeinsam haben die Franken das, was die Sprachwissenschaftler "binnendeutsche Konsonantenschwдchung" nennen. "P", "T" und "K" werden zu "B", "D" und "G" weichgeschmolzen. So wird aus dem "Opel" der "Obel" und aus dem "Politiker" der "Bollidiger". Und dann gibt's da noch das verwandelte "g". So heiЯt es in Franken eben nicht "Wьrzburg" sondern 'Wцrzburch". Eine Besonderheit ist auch die Mischung aus "A" und "O", die wie ein nordischer Nasal klingt, wie zum Beispiel in "Bеnеne".

Ein- und dieselbe Sache kann je nach Region ganz verschiedene Bezeichnungen tragen. Deutlich wird das bei den Namen fьr Deutschlands Sдttigungsbeilage Nummer Eins. Da reicht Frankens Spektrum von "Erdapfel" ьber "Erdbirne" bis hin zur "Grundbirne", die auch schon mal eine "Grundbeere" sein kann.
 

 Wie der Schnabel gewachsen ist
Auf MOSELFRДNKISCH
Manche Dialekte sind einem ja bekannt. "Moin Moin" sagt der Hamburger, "icke" sagt der Berliner, "GriaЯgott" der Bayer... Aber Moselfrдnkisch? Das ist schon der Exot unter den deutschen Dialekten:

"We-i de Schness gewццs as" - Wie der Schnabel gewachsen ist, sprechen die Moselfranken ihren Dialekt.

Am Ende der Rцmerzeit, gab es in der Provinz Belgica I, welche das gesamte Gebiet um Mosel und Saar einnimmt, einen romanischen Sprachraum, bevцlkert von keltischen Stдmmen, besonders den Treverern an der Mosel. Gleichzeitig hatten sich hier viele Laeten angesiedelt, germanische Sцldner in rцmischem Dienst. Man sprach also ursprьnglich Latein an der Mosel.

Romanische Einflьsse

Nach dem Zerfall des rцmischen Reiches ьbernahmen die Franken die linksrheinischen Gebiete, und unter Clodwig, ausgehend von der Provinz Belgica II, groЯe Teil Galliens. Das Moselromanisch entwickelte sich weiter, parallel zum Alt-Franzцsischen. Trotz der Ьberlagerung durch frдnkische Siedler und damit germanischer Sprache hielt sich eine romanisch-lateinische Sprachzone noch bis ins 8. Jahrhundert, an der Mosel sogar in einigen Sprachinseln noch bis ins 11. Jahrhundert.

Dann kam es im deutschen Sprachraum zu dem, was die zweite Lautverschiebung genannt wird: Diese Lautverschiebung dient heute noch zur Differenzierung der deutschen Mundarten; sie hat in den Niederdeutschen Mundarten gar nicht und in den Oberdeutschen Mundarten vollstдndig gegriffen, also die Verschiebung von 'dat' zu 'das' oder 'Perd' zu 'Pferd'. Das Moselfrдnkische war von der Lautverschiebung ausgenommen, und so bildeten sich die spezifischen Merkmale des Dialekts aus.

Den Rhein entlang bauen sich die mittel-/rheinfrдnkischen Dialekttypen auf: das Rheinfrдnkische im Sьden (ehemaliges Gebiet des Kurfьrstentums Mainz) mit dem Pfдlzischen, Rheinhessischen und Hessischen. Am Mittelrhein das Moselfrдnkische (ehemaliges Gebiet des Kurfьrstentums Trier) mit dem Luxemburgischen, West- und Ostmoselfrдnkischen und dem Siegerlдndischen, und nцrdlich das Ripuarische (ehemaliges Gebiet des Kurfьrstentums Kцln), und das Niederrheinische. Ripuarisch und Moselfrдnkisch werden manchmal auch als Mittelfrдnkisch zusammengefasst und damit vom Rheinfrдnkischen abgehoben.

Variationen und Vermischungen

Das Moselfrдnkische selbst verlдuft von Luxemburg und Lothringen im Westen und Sьden an der Mosel entlang, deckt dabei Teile des Hunsrьcks und den grцЯten Teil der Eifel ab, ьberquert den Mittelrhein und stцЯt im Osten durch den Westerwald bis ins Siegerland vor. Auch das Saarland spricht zum Teil Moselfrдnkisch. Zusдtzlich gibt es noch eine Art internationale Enklave, nдmlich in Siebenbьrgen/ Rumдnien. Der dort gesprochene deutsche Dialekt hat am meisten Дhnlichkeit mit dem Moselfrдnkischen.

Kennzeichnend fьr das Moselfrдnkische ist, dass an- und inlautendes "p" nicht zu "pf" verschoben wurde. So sagen die Moselfranken "Punt" fьr "Pfund" und "Apel" statt "Apfel". Das auslautende "t" ist dafьr erhalten geblieben, wie etwa im Wort "dat", auf Hochdeutsch "das". Wo im Hochdeutschen ein "f" am Wortende steht, sprechen die Moselfranken stattdessen ein "p", zum Beispiel "Dorp" statt "Dorf".
 

 NIEDERRHEINISCH
Mundart
Niederrheinisch ist – wie so viele Mundarten – ein Sammelbegriff fьr Dialekte und Regiolekte. Zunдchst ist der Sprachraum zwischen Kleve und Krefeld gemeint. Und wenn Niederrheiner vom Niederrhein sprechen, dann meinen sie den Raum des linken Niederrheins.

Rдumliche Differenzierungen

Und die Sprache dort gehцrt zu den plattdeutschen Dialekten – jedoch muss genau differenziert werden: Zur Gliederung der Dialektlandschaft stьtzen sich Sprachforscher meist auf prдgnante Lautgrenzen – im Rheinland sind dies die Linien des so genannten "rheinischen Fдchers".

Dieser trennt die niederrheinischen Dialekte rдumlich in drei Gebiete: Im Norden, also am unteren Niederrhein wird Niederfrдnkisch gesprochen. Die Uerdinger-Linie trennt dieses Niederfrдnkische vom Sьdniederfrдnkischen und die Bennrather Linie trennt wiederum letzteres vom Ripuarischen.

So sagen die Einheimischen seltener, dass sie Niederrheinisch sprechen, sondern eher Kleverlдndisch oder Mцlmsch, wenn sie aus Mьhlheim an der Ruhr sind. In Krefeld wiederum spricht man Krieewelsch und in Grefrath Grefrather Platt.

Die Bennrather Linie gilt als Hauptgrenze der Lautverschiebung und wird auch "maken/machen"-Linie genannt. Nцrdlich von ihr, im niederdeutschen Sprachraum, heiЯt in den Mundarten statt hochdeutsch "machen" "maken". Im Oberdeutschen, also sьdlich der Bennrather Linie, hat die Lautverschiebung von 'k' zu 'ch' im Gegensatz dazu stattgefunden.

Niederrheinisch und Niederlдndisch

Niederfrдnkisch ist die Bezeichnung fьr einen groЯen, zwei Staatsgrenzen ьbergreifenden Dialektraum, denn nicht nur Niederrheinisch, sondern auch die flдmischen, hollдndischen und brabantischen Mundarten gehцren zum Niederfrдnkischen. Demnach ergeben sich auffдllige Parallelen zwischen dem heutigen Niederlдndisch und dem Niederrheinischen: Die Begriffe "Plaatekopp" fьr hochdeutsch Glatze, "puupsatt" fьr ьbersatt und "Pдt" fьr Krцte werden sowohl im Raum Venlo als auch am Niederhein benutzt.

Regionale grammatische Besonderheiten

Mundarten haben aber nicht nur ihr ganz eigenen Vokablen sondern teilweise auch ihre eigene, eigenartige Grammatik: In Grefrath zum Beispiel geht man "nach der Kirche". Ebensowie man "nach dem Arzt" geht. Also man geht "no de Kerk, no de Doktor, no den Apotheker". Eine weitere Besonderheit des Grefrather Platt ist, dass das Verb "vergessen" nicht mit "haben" sondern mit "sein" konjugiert wird. Man sagt also nicht "Dat habb ich verjeate", sondern "dat bцn ich verjeate".

Ein weiterer Spezialfall ist der Gebrauch eines anderen Verbs. Im Hochdeutschen kennt man die Regel: "Wer 'brauchen' ohne 'zu' gebraucht, braucht 'brauchen' garnicht zu gebrauchen." Auf Grefrather Platt verwendet man auch "dьrfen" im Infinitiv mit zu. Man sagt also nicht: "Du darfst mitspielen" sondern "Du darfst mit zu spielen" – "Do dorfst mцt te speele."

Im Sьden des Niederrheins, also in der Krefelder Ecke, wurde im Dialekt sehr viel aus dem Kцlner Raum ьbernommen, zum Beispiel so Aussprachen wie "fong" statt "fand", oder "Bronk" statt "Brand", und wenn man das dann akkumuliert, dann hцrt sich das schon fьr fremde Ohren verteufelt chinesisch an.
 

 ALLGДUER Dialekte
In Alpennдhe
Im Allgдu wird - besonders von der дlteren Generation und auf den Dцrfern - noch Dialekt gesprochen. Auch wenn alle im Allgдu gesprochenen Dialekte dem alemannischen Sprachbereich angehцren, kann man nicht von einem "Allgдuerischen Dialekt" sprechen.

Wдhrend die Dialekte im Westallgдu und im sьdlichen Oberallgдu niederalemannisch sind und oft wie Schweizerdeutsch klingen, werden die Dialekte in der Mitte, im Osten und im Norden des Allgдus sprachwissenschaftlich dem Schwдbischen zugerechnet. Allgдuerisch ist ein umgangssprachlicher Sammelbegriff fьr die verschiedenen Regionaldialekte im Allgдu. Man spricht vereinfachend vom Allgдuerischen Dialekt, da sich die einzelnen Regionaldialekte trotz gewisser Unterschiede dennoch дhneln.

Sprachliche Einflьsse

Etwa seit dem Ende des 19. Jahrhunderts aber, ganz besonders seit 1945 wird Sprachexperten zufolge das Allgдuerische in zunehmendem MaЯe durch die umliegenden Dialekte Schwдbisch und Bairisch durchtrдnkt und verдndert. Ganz allmдhlich setzen sie sich – wie auch das Hochdeutsche - im Allgдu durch.

Wдhrend beispielsweise die Schweiz neben ihrem eigenen Dialekt das Hochdeutsche parallel als Zweitsprache fьr den Austausch mit Nicht-Schweizern benutzen, schwindet im Allgдuerischen der sprachliche Rьckhalt in der Bevцlkerung. Immer mehr denkt so mancher Allgдuer, dass ein mildes Schwдbisch bei Gesprдchen und geschдftlichen Unterhaltungen leichter verstanden wьrde, und in Hinsicht auf das Kommunikationszeitalter dadurch ein guter Kompromiss zwischen dem eigenen Dialekt und dem Hochdeutschen darstellen wьrde.

AuЯenseitersprache?

Zudem leidet im Allgдu das regionale Selbstverstдndnis durch die Sicht auf das Allgдuerische als eine Art Minderheiten-Sprache oder gar AuЯenseiter-Sprache. Und wer ist schon gerne AuЯenseiter! Auslцser fьr diese verfдlschten Ansichten auf die eigene Muttersprache sind laut Sprachwissenschaftler zum Einen die meist gesamtdeutschen Medien wie Fernsehen und Hцrfunk, in denen man in aller Regel vergeblich nach Mundart-Gesprдchen oder gar regionalen Spracheigenheiten sucht, und zum Anderen die Schulen, in denen das Allgдuerische seitens der Lehrer meist verpцnt ist und nicht selten als "fehlerhaftes Deutsch" dargestellt wird, was junge Kinder natьrlich nicht widerlegen kцnnen, und dadurch allmдhlich als Lebensgefьhl verinnerlichen.

Doch auch im Allgдu gibt es eine Gegenbewegung, die sich auf den Erhalt des Dialekts besinnt und wegen der zunehmenden Vereinahmung durch andere Dialekt jetzt erst recht die "Muttersprache" spricht.
 

 SДCHSISCHE Hochsprache
Sдggsch mussde loofnlassn
Sдchsisch ist der unbeliebteste Dialekt. Selbst viele Sachsen schдmen sich dafьr. Dabei waren sie es, die einst vorbildliches Deutsch sprachen.

Schon im Mittelalter war Sachsen eine florierende Region. Aus allen Ecken und Enden des ьbrigen deutschen Sprachgebietes strцmten die Siedler herbei. Jeder brachte seine eigene Sprache mit. Aus dem babylonischen Sprachengewirr entwickelte sich schlieЯlich eine einheitliche Verkehrssprache: das MeiЯner Kanzleideutsch. Und weil sich in Sachsen die HandelsstraЯen Europas kreuzten, wurde der sдchsische Dialekt fast ьberall im Heiligen Rцmischen Reich verstanden.

PreuЯen gegen Sachsen

So ьbersetzte Luther die Bibel eben nicht einfach in irgendein Deutsch, sondern ins Sдchsische – und erhob den Dialekt damit zum Standarddeutsch. Auch PreuЯen ьbernahm Wortschatz und Grammatik des Sдchsischen, nur sprach es die Worte anders, nдmlich hochdeutsch aus.

Der Rest ist Geschichte: PreuЯen besiegte Sachsen 1763 im Siebenjдhrigen Krieg. Sachsens kulturelle Vorbildlichkeit war dahin. Ab jetzt sprach man hochdeutsch. Die neuen Herrscher waren nicht daran interessiert, auch nur ein gutes Haar an den Sachsen zu lassen. Sachsen wurde der Lдcherlichkeit preisgegeben.

Sдchsisch plдtschert

"Die Sprache dieser Leute beleidigt mein Ohr!", schrieb der Dramatiker Franz Grillparzer im 19. Jahrhundert und verglich die Sachsen mit quakenden Frцschen. Der Vergleich hinkt. Sachsen quaken nicht. Sachsen lassen’s vielmehr "loofn". Das Sдchsische plдtschert weich aus dem Mund. Der Dialekt sei Maulfaulheit, behaupten manche. Das Sдchsische verkьrzt sehr stark. Aus "haben wir" oder "sind wir" werden "hammer" und "simmer".

Daneben gilt: den Mund nur nicht zu weit aufmachen. Das A tendiert zu O – Orbeit, das O zum U – Oufen. Beim O ist der Mund weniger geцffnet als beim A, beim U weniger als beim O.

Zudem kцnnen die Sachsen den "ch"- und den "sch"-Laut nicht unterscheiden. Verheerend sei die Rechtschreibung in sдchsischen Kinderaufsдtzen, stцhnen die Lehrer. Die Kinder wundern sich unterdessen warum sie "Disch" manchmal wie "Tisch" und manchmal wie "Dich" schreiben sollen. Klдnge doch alles gleich.

Die Weichen besiegen die Harten

Die auffдlligste Sprachregel des Sдchsischen ist jedoch: "de Weechn besiechn de Hardn". Die weichen Konsonanten besiegen die harten. Aus P wird B, aus K wird G, aus T wird D. Es heiЯt also nicht "kaputt" sondern "gabudd".

Der Grund: die Sachsen haben die "Behauchung" aufgegeben. Spricht man P, T, oder K schlдgt immer ein H nach. Ohne diesen Hauch werden die Buchstaben unaussprechlich. Der einzige Ausweg: man spricht die harten Konsonanten weich aus. Die sind nдmlich ohne Hauch.

Wer sich einmal an die Aussprache gewцhnt, wird sдchsisch leicht verstehen. Lexikalisch und grammatisch ist es eng an das Hochdeutsche angelehnt – das heiЯt, wir wissen ja nun, dass sich das Hochdeutsche vielmehr an das Sдchsische angelehnt hat.
 

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